Das Ende der Welt
Route: St. Brieuc / Brest / Pointe St. Matthieu / Lampaul-Plouarzel
/ Ploudalmézeau / Plougerneau / Plouescat / Morlaix / St. Brieuc
Gegen 8:00 Uhr will ich Traute und Peter zum Frühstück
abholen und merke gleich, hier stimmt etwas nicht – die Stimmung ist auf dem Nullpunkt.
Peter hatte in der Früh die Dusche nicht zum Funktionieren gekriegt; er meinte
der Umstellknopf (Badewanne – Dusche) sei kaputt. Ich teste es aus, um notfalls
dem Personal entsprechend Bescheid zu geben. Aber es funktioniert, nachdem ich
feststelle, dass man das Wasser einfach nicht zu weit aufdrehen darf. Ah well,
Geduld ist eben doch eine Tugend, die einem hilft, aber leider nicht immer zur
Verfügung steht ...
Erstmal in Ruhe frühstücken. Clyde nehme ich einfach mit, es
sagt auch keiner etwas.
Nach Kaffee und Croissant ist die Stimmung schon wesentlich
besser. Meist fährt Peter ja morgens ein Stückchen, aber heute ist ihm nicht
danach. Er merkt wohl selbst, dass ihm die Aufregung nicht gut getan hat. So setze
ich mich gleich ans Steuer. Damit wir uns auch eine Weile am westlichsten
Zipfel der Bretagne aufhalten können, fahren wir zunächst auf der Schnellstraße
bis Brest (es sind immerhin rund 150 km). Von da geht es dann weiter, damit wir endlich
ans Ende der Welt kommen. Genau genommen heißt der Ort Pointe St.
Mathieu, der eben am Kap Finstère, ganz außen westlich liegt.
Die Abtei Saint-Mathieu-de-Fine-Terre ist eine bretonische
Abtei, deren Ruinen im Gebiet der heutigen Gemeinde Plougonvelin an der Spitze
Saint-Mathieu im Departement Finistère zu finden ist. Diese gab dem Kap Ihren
Namen. Sie war dem Evangelisten Matthäus gewidmet, dessen Schädel angeblich
hier aufbewahrt wurde. Ich gehe gleich in Richtung der Ruine und habe so die
alte Abtei für ein paar Moment ganz für mich alleine um den Geist der hier noch
ist ein wenig nachzuspüren (und einen Orb einzufangen). Okay, nicht ganz
alleine, Clyde ist dabei – aber wir gelten ja eh als eine Einheit. Anschließend
laufe ich noch eine Runde mit Traute, mache viele Bilder und bewundere den Leuchtturm.
Sie muss heute mit Stöcken gehen, da sie ob der Aufregung vom Morgen und dem zu
wenig trinken ganz wackelig auf den Beinen ist.
Schon die ganzen Tage hatten wir alte Militärfahrzeuge etc.
gesehen, die zu den verschiedenen Feierlichkeiten zu »75 Jahre D-Day« unterwegs
sind. Und auch hier bekommen wir etwas davon zu sehen. Eine Marineeinheit marschiert
zu einem Denkmal und jemand spielt ‚Auld Lang Syne‘ auf dem Dudelsack. Sehr
ergreifend.
Und eben, das Ende der Welt mit Blick auf die offene
Keltische See – den Atlantik. Herrlich!
Wir wollen dann noch zur Toilette – natürlich -, aber die
öffentliche vor Ort ist ‚en panne‘ – also kaputt. So laufe ich mit Traute zum
nahegelegenen Restaurant. Jetzt ohne Stöcke und ich habe sie untergehakt. Drinnen
frage ich dann freundlich, ob die alte Dame hier mal die sanitären Anlagen
benützen darf. Klar darf sie – manchmal muss man eben den ‚Altersjoker‘ ziehen
…
Gegen Mittag fahren wir weiter. Peter liest die Karte und
dirigiert mich. So hangeln wir uns von Ort zu Ort an der Küste entlang. Irgendwie
heißen hier alle Orte irgendwas mit „Plou…“ und sind fast unaussprechlich.
Leider führt die Straße nicht direkt am Meer entlang, aber wir sehen es immer
wieder blau durch die Bäume schimmern – mal weiter weg, mal näher dran.
Ich würde ja vielleicht noch den einen oder anderen Ort oder die eine oder andere Kirche näher anschauen. Aber erstens ist unsere Zeit begrenzt und zweitens ist dies ja nicht meine Reise.
Ich würde ja vielleicht noch den einen oder anderen Ort oder die eine oder andere Kirche näher anschauen. Aber erstens ist unsere Zeit begrenzt und zweitens ist dies ja nicht meine Reise.
In zwei oder drei Orten verfahre ich mich kurzfristig (z.B.
La Conquet), weil es so viele – schlecht beschilderte – Umleitungen gibt, die
im Nirgendwo enden. Letztlich finden wir aber immer die richtige Straße – weiter
an der Küste entlang. Durch kleine malerische Dörfer und schöne, teils recht
einsame, Landschaft.
So geht es weiter bis Morlaix. Wir beschließen – ob der fortgeschrittenen
Nachmittagsstunde - auf der Schnellstraße zurück zum Hotel zu fahren, wo wir
nach etwas mehr als 1 Stunde ankommen. Ein Nachmittagskaffee und eine Runde
chillen (ich schlafe sogar kurz ein), den Hund versorgen und Gassi gehen.
Der Manager des Hotels hatte mir schon am Morgen gesagt, dass
abends eine Busgesellschaft im Restaurant wäre und die Plätze daher sehr
begrenzt. Wir beschließen daher, heute mal woanders zu speisen und fahren zum
nahegelegenen Restaurant Grill Courtpaille (das Ganze im strömendem Regen).
Hier ist der Hund auch willkommen. Er bekommt gleich eine große Schüssel mit
Wasser in der baden könnte. Die Bedienung ist super freundlich, das Essen
lecker und reichlich – was kann der Mensch nach so einem schönen Tag mehr
wollen.
Gegen 21:30 Uhr bin ich dann im Bett.
Wetter: Vormittag und mittags super Sonne, ca. 16°; auf dem
Rückweg (schon auf der Schnellstraße) dann Regen und einmal sogar Hagel; später
am Abend nochmal Regen, der aber gegen halb neun aufhörte und es klarte auf.
Stimmung: morgens ob Peters „Zusammenstoß“ mit der Dusche etwas
angespannt, später gut.
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