Dienstag 14.05. Nach der
morgendlichen Routine ging es kurz vor acht zum Frühstück. Heute
mal ohne Rührei, da es keines gab. Aber genug Brötchen und Nutella.
Ich wurde etwas nostalgisch, als der Kaffee in kleinen
Zwei-Tassen-Kännchen serviert wurden. Das gibt es nicht mehr oft,
meist bekommt man eine kleine Thermoskanne auf den Tisch gestellt.
Letzteres finde ich persönlich praktischer, weil erstens bleibt der
Kaffee warm und zweitens wegen der Menge ... Naja, immerhin gab es
auf Anfrage noch Nachschub.
Als das Auto gepackt war, sind wir los.
Wieder einmal faszinieren mich die Landschaft hier. Wir folgen
zunächst der 'Deutschen Alleenstrasse'. Viel Wald und eben Alleen.
Jetzt da alles frisch grün ist, herrlich. Und natürlich sehen wir
auch wieder riesigen Felder mit Weizen und dem sonnengelb-
leuchtenden Raps.
Durch Neustrelitz und viel Wald,
erreichen wir Neuruppin. Inwischen beständig auf dem Weg nach Süden.
Die Strassen und Orte sind inzwischen - nach 20 Jahren
Solidaritätszuschlag - doch meist hergerichtet. Aber immer wieder
sieht man auch Häuser mit DDR-grauen Verputz, immer mal wieder ein
altes russisches Denkmal und in den Städten natürlich die typisch
'Plattenbauten'.
Wir überfahren unbemerkt die Grenze
zwischen Mec-Pom und Brandenburg, das - so behauptete einst der 'Alte
Fritz' - angeblich die Streusanddose des Deutschen Reiche war. Er
meinte damit, das der Boden hier sehr sandig ist und das spiegelt
sich auch in der Vegetation, z.B. die Pinienartigen Kiefern.
Wir fahren durch Rheinsberg, das
bekannt ist für sein Schloss. Hier hat irgendein König seine
Mätresse versteckt und ist von Berlin auch hierher in die
Sommerfrische gefahren. Auch verewiglichte Tolstoi den Ort in seinem
'Bilderbuch für Liebende'. Doch ein schönes Bild vom Schloss gibt's
für mich nicht. Was daran liegt, dass mein Vater dazu neigt, durch
Orte einfach durchzufahren. Und wenn er nicht gerade mal wieder einem
Briefmarkenmotiv nachjagt, dann ist Anhalten zum fotografieren eher
nicht sein Ding. Und immer nur aus dem fahrenden Auto raus, werden
die Bilder einfach nicht so schön.
Ich bin ein bisschen schlecht drauf.
Ich denke, wenn ich jetzt zuhause wäre, könnte ich an meinem Buch
schreiben. Aber, than again, finde ich das hier auch interessant.
Frage mich dennoch wo ist meine Disziplin
Eine kurze Pause am Wandrand, damit
Clyde mal sein Bein heben kann und schon geht's weiter. Vorbei an
Havelberg wo wir jeder versuchen soviele Textzeilen wie möglich der
Ballade vom Herrn Ribbeck zu zitieren. Ich gebe zu, meine Eltern sind
wesentlich besser als ich, obwohl auch ich diese in der Schule lernen
musste (ich hatte mal eine Deutschlehrerin, bei der gehörte Balladen
auswendig lernen zur beliebtesten Strafarbeit).
Über die Elbe, vorbei an Stendal.
Irgendwo im Nirgendwo halten wir an, weil wir am Strassenrand einen
Schaffell-Verkäufer sichten. Meine Mutter liegt gerne auf einem
solchen, aber ihr altes aus Sylt ist inzwischen ziemlich abgenutzt
und so ersteht sie nun eines von brandenburger Schafen.
Weiter gen Süden. Magdeburg (Stadt
Otto des Grossen) durchfahren wir auf der Schnellstrasse. Und bald
erreichen wir unser heutiges Ziel: Quedlinburg. Hier steuern wir
erstmal unser Hotel an. Ich hatte mir gestern extra die Anfahrtskarte
ganz genau angesehen und mir eine Kopie auf den Desktop gelegt. So
fanden wir es auf Anhieb. Im ersten Moment erinnerte es mich stark an
die 'Campanille' Hotels in Frankreich. Etwas zurückgesetzt gleich
neben einem Aldi-Supermarkt. Und es entpuppte sich als entsprechend
gut. Die Zimmer guter Standard und sauber. Einzig, dass das WLAN nur
in der Lobby funktioniert ist ein Manko. Aber damit kann ich leben.
Dann surfe ich schon nicht die halbe Nacht im Internet ...
Nachdem wir die Taschen in die Zimmer
gebracht hatten, sind wir noch mal los. Es war auch erst kurz vor 3
und wir hatten beschlossen noch mal in die Stadt zu fahren. Diese ist
zum Einen für ihre vielen Fachwerkhäuser bekannt und hat ausserdem
ein kleines Schloss. Bewaffnet mit dem Stadtplan machten Mami und ich
uns auf den Weg, während Dad und Clyde im Auto blieben. Mein Vater
läuft nicht gerne und da wir auch eine Kirche besichtigen wollten,
wo kleine Löwen nicht erlaubt sind, durfte der Hund ihm Gesellschaft
leisten.
Quedlinburg ist wirklich ein sehr
nettes kleines Städtchen. Enge Gassen und die besagten
Fachwerkhäuser. In der Martinskirche schauten wir uns ein wenig um
und ich zündete mir ein Kerzlein an - im Gedenken an meine
Wanderung. Und irgendwie ist ja das ganze Leben eine Pilgerreise und
da kann es zumindest nicht schaden ein paar Engel zum Schutz und /
oder zur Unterstützung um Hilfe zu bitten.
Anschliessend machten wir uns auf zum
Anstieg auf die Burg. Diese ist an sich nicht mehr zu besichtigen,
aber der dazugehörige Dom und seine interessanten Schätze und
Geschichte. Lohnt sich mal zu googeln ...
Abendessen gab es heute mal nicht im
Hotel. Zwar gibt es dort auch ein Restaurant, aber etwas Abwechslung
ist auch gut und so gingen wir zum Griechen, der gleich um die Ecke
liegt. Sehr hübsches kleines Restaurant und leckeres reichhaltiges
Essen. Der Kellner klönte gerne und es war fast familiär.
Allerdings drängelte Clyde, der erstens Hunger hatte und zweitens
mal musste und so ging ich gleich nach meinem griechisches Mokka
raus, während meine Eltern noch in aller Ruhe einen Ouzo tranken.
Wieder im Hotel sass ich dann noch eine
Weile in der Lobby ein Hotel für morgen im Internet suchen. Gar
nicht so einfach - wie immer - ein Zimmer zu bekommen, also so
schlecht kann es den Hotels allgemein nicht gehen. Nach einer Weile
werde ich aber fündig und auch diesmal liegt es etwas abseits der
Route. Das nervenaufreibendste an der Sache ist, dass mein Rechner
super langsam war und ich ihn gerne geschüttelt hätte. Aber es
waren Leute um mich rum und so begnügte ich mich leisem Fluchen. Um
den Kopf wieder zu klären und ein bisschen 'runter kommen' hole ich
Clyde bei meinen Eltern im Zimmer ab und laufe noch eine kleine Runde
mit ihm spazieren. Dann ins Zimmer, duschen und ein wenig schreiben
und dann bin ich müde genug zu schlafen ...
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