Das Wichtigste des Tages immer zuerst:
Es ist Clydes 10. Geburtstag. Man sollte meinen, so langsam könnte
er mal erwachsen werden, aber denkt gar nicht dran. Okay, ich gebe es
zu, es könnte auch an mir liegen, dass ich ihn zu sehr verwöhne.
Heute bekam er z.B. zur Feier des Tages ein grosses Stück Schinken,
das ich vom Frühstücksbüfett gemopst habe ...
However, die Nacht war gut. Ich schlief
tief und fest bis zum Morgengrauen. Das fängt hier - so weit im
Norden - schon gegen 4 Uhr an (es wird auch erst nach 23 Uhr richtig
dunkel). Noch war alles still im Haus und auch wir bemühten uns
keinen allzu grossen Lärm zu machen, als wir raus zum morgendlichen
Spaziergang sind. Sogar die Haustür war noch abgeschlossen, ich
hatte ja einen
Schlüssel. Herrlich frische, aber
etwas kühle Luft empfing uns. Doch der Himmel sah zumindest nicht
nach Regen aus ...
Wieder im Zimmer hörte ich, dass
inzwischen auch in den anderen Zimmern die Leute aufgestanden waren;
in diesem doch etwa älteren Gebäude rauschte das Wasser durch die
Rohre und man hätte meinen können ein Gebirgsbach gurgelt direkt
unter dem Bett entlang. Nicht störend, aber doch geräuschvoll.
Kurz vor 8 bin ich dann runter zum
Frühstücken. Bis meine Eltern kamen hatte ich schon zwei Tässchen
Kaffee intus und war munter. Wenig später machten wir uns dann auf
den Weg. Heute mussten wir ja keine Taschen einpacken, denn wir
würden am Abend hierher zurück kommen.
Immer wieder erstaunlich, wie wenig
Grenzformalitäten es inzwischen innerhalb Europas gibt. Wenn nicht
ein grosses Schild mit 'Danmark' darauf hinweisen würde, würde man
kaum merken dass man nun im Land des Smørebrod
ist. Ach ja, die Strassenschilder sind hier rot auf weiss und nach
jeweils spätestens 5 km kommt der nächste Kreisverkehr. Verfahren
ist hier so oder so nicht, da wir den Weg (fast) im Schlaf kennen.
Wie schon im letzten Jahr hatte wir
Glück, gerade als wir zum Fährhafen kamen, wartete schon eine Fähre
auf uns. Okay nicht nur auf uns, sondern auch auf die anderen 30
Autos. Aber immerhin. Vom gestrigen Sturm war nichts mehr zu merken
und so hatten wir ein ganz ruhige Überfahrt nach Sylt. Macht
trotzdem immer wieder Spass. Ich meine, nur für's Zigaretten kaufen
lohnt sich das heutzutage nicht mehr, aber dennoch löste ich meine
drei Coupons für drei Schachteln ein.
In List angekommen, bogen wir gleich
erstmal in Richtung Friedhof ab, das Grab meiner Grosseltern
väterlicherseits zu besuchen. Wie schon gestern in Hamburg, so
schauten wir auch hier nach dem Rechten, stellten einen schönen
grünen Hortensienblumentopf hin. Es ist wunderbar friedlich und fast
windstill und so rauchte mein Vater - im Andenken an den seinen -
eine Kuba-Zigarre, während er mir ein paar alte Geschichten erzählt.
Ich bin ein dankbarer Zuhörer. Leider habe ich meine Grossväter
beide nicht gekannt, da sie gleich nach meiner Geburt starben. Und da
ich erstens neugierig bin, zweitens mein Vater gut erzählen kann und
ich drittens Geschichten allgemein mag, eine gute Kombination.
Danach stand natürlich der
obligatorische Besuch im Lister Hafen bei der 'Fischbude' vom Gosh
an. Ich erinnere mich noch daran, als es wirklich eine Bude war.
Inzwischen ist es zu einem Grossunternehmen mutiert, aber der Flair
ist nicht verloren gegangen. Krabbenbrötchen essen und Jever
trinken. Das heisst, ich trank natürlich keines, aber Dad. Wir
hatten einen schönen Platz in einem Strandkorb gefunden wo es etwas
windgeschützt war, so hielten wir es eine ganze Weile aus.
Anschliessend shoppen in der alten
Bootshalle - Lakritze, Matjes und Andenken.
Mami und ich beschliessen noch ein
Stück an der Uferpromenade zu laufen und Daddy dann beim Edeka zu
treffen. Der Laden war schon immer hier - zumindest so lange ich mich
an Besuche bei meiner Oma in Sylt erinnern kann. Noch eine Runde
durch den Süderhörn, wo meine Oma früher wohnte und schon geht es
in Richtung Westerland. Vorbei an Kampen, der Stadt der ganz Reichen
hier auf der Insel. Da es Samstag war, war das Parkplatz finden nicht
ganz einfach, aber letztlich waren wir erfolgreich. Und weil der
Automat für den Parkschein nicht ging sogar umsonst.
Die Einkaufsstrasse (Friedrichstrasse)
bis zum Ende, wo man aufs Meer schauen kann. Ich gönnte mir einen
'Kaffee zum Mitgehen'. Dann ein paar Erledigungen (mein Vater
konsultierte den Tabakladen für eine spezielle Sorte Zigarillos,
meine Mutter den Bäcker für ein echte Schwarzbrot). Und dann,
während Dad auf der Bank sass, den Hund hütete und sich die
äusserst schräge Musik eines Saxophonspielers anhörte (er
berichtete später, dass es Clyde auch nicht gefallen hat und er
furchtbar heulte), sind Mum und ich nochmal bei HB Jensen rein um ein
bisschen zu shoppen. Klar wurde ich fündig ...
Noch zum Tekula Teeladen und dann war
es auch gut. Wir hatten genug und latschen zum Auto zurück und
fahren Richtung Bahnhof, zum Autozug nach Niebüll. Dieser fuhr heute
- wegen viel Gegenverkehr und die Bahnlinie ist hier meist einspurig
- ganz langsam gefahren und so konnte wir nochmal richtig schön das
Watt bewundern.
Abendessen gab's im Hotel Deichgraf,
während draussen ein ziemliches Gewitter niederging. Nun, wir sassen
im Trockenen und genossen die gastliche Atmosphäre.
Und während ich später geduscht habe,
hat es sich der Geburtstagshund schon mal in meinem Bett bequem
gemacht. Ich glaube er ist wirklich zu sehr verwöhnt, aber er
verdient es auch ...
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