Freitag 09.05. Trotz eines
doppelten Esspresso nach dem Essen fielen mir um kurz nach neun die
Augen zu und ich beschloss das Fernsehen auszuschalten und zu
schlafen. Ich träumte etwas wirr, was aber dem recht guten Schlaf
keinen Abbruch tat ... zunächst. Doch gegen 3 Uhr wachte ich auf und
konnte partout nicht mehr wieder einschlafen. Im Gegensatz zu Clyde,
der sich noch nicht rührte. Keine meiner üblichen Methoden (wie
Schäfchen zählen) half und gegen 4.30 gab ich auf. Ich wusch mich
und zog mich an - und sehnte mich nach einer guten Tasse Kaffee. Aber
für den Moment musste ich mich mit Leitungswasser begnügen und
stellte fest, es hat irgendwie nicht die gleiche Wirkung ...
Wir hatten uns zu um acht zum Frühstück
verabredet. Ich ging etwas früher runter, nahm schon mal meine
fertig gepackte Reisetasche mit um sie ins Auto zu stellen und ging
dann in den Frühstücksraum. Und endlich bekam ich Kaffee - und
davon reichlich. Da bin ich doch gleich wieder ich. Wir frühstückten
in tollem Ambiente, denn der Raum ist ein überdachter Innenhof. Sehr
hell und freundlich und durch die geöffneten Fenster hoch oben
blinzelten Sonne und blauen Himmel. Na dann konnte der Tag ja kommen.
Noch in Zeven fuhren wir erstmal zu
einer Apotheke. Ich hatte mir vor ein paar Tagen mit neuen Schuhen
eine Blase gelaufen und nun tat sie in den zwar nicht zu engen, aber
doch kompakten Turnschuhen bei jedem Schritt weg. Blasenpflaster
musste her. Mir ja bestens von meiner Pilgerreise bekannt.
Und schon waren wir wieder unterwegs.
Durch das schöne Land, entlang von Feldern, auf denen teilweise noch
nur die satte braune Erde zu sehen war, und Wald in frischem
leuchtendem Grün. Die für die Gegend typischen Strassen, rechts und
links gesäumt von grossen Bäumen. Ich sah sogar zwei Rehe, aber bis
ich meinen Fotoapparat rausgekramt hatte waren wir längst vorbei
gefahren. Ich finde immer, wenn man so vor sich hinfährt ist das
sehr erholsam für den Geist - vor allem wenn man hinten sitzt. Ich
brauche an nichts zu denken, kann einfach für eine Weile das Gehirn
ausschalten und nur meine Sinne fliessen lassen: sehen, riechen,
hören ....
Nach gut einer Stunde Fahrt erreichten
wir Hamburg. Hier war definitiv weniger grün, dafür mehr Verkehr.
Rechts und links der Autobahn ist der riesige Containerhafen, der
immer wieder imponiert. Ich weiss zwar in der Theorie, wie es
funktioniert, trotzdem fasziniert es mich, wie die es schaffen, dass
sie in der Menge tausender Container den richtigen zum Verladen
finden.
Schon ging's in den Tunnel unter der
Elbe durch. Und kurze Zeit später die Ausfahrt. Unser Weg führte
direkt nach Barnstedt zum Friedhof. Die Gräber meiner Grosseltern
mütterlicherseits sind hier. Ein bisschen trockene Zweige
abschneiden, umgekipptes wieder hinstellen und einen neuen Blumentopf
platzieren. Noch ein Foto und Mami und ich nutzten die Gelegenheit,
dass es hier öffentliche Toiletten gibt.
Wir wären ja gerne noch mal zum Hafen
gefahren oder an die Landungsbrücken oder einfach eine
Stadtrundfahrt, aber da just an diesem Tag Hafengeburtstag ist,
sparten wir uns das. Schon in den Nachrichten hatten sie gesagt, wo
überall alles gesperrt ist und in einer Grossstadt wie Hamburg, wo
wir uns ja doch nur bedingt auskennen, kein wirkliches Vergnügen.
So ging's ab auf die Autobahn gen
Heide. Weiter nach Norden. Das Wetter ziemlich typisch für die
Gegend. Sonne und Wolken wechselten sich ziemlich schnell ab und es
wehte eine 'steife Brise'. Im schönen Städtchen Tönningen an der
Eider machten wir Halt. Ein kleiner gemütlicher Hafen. Dad nutzte
die Zeit seine Pfeife zu putzen und meine Mutter, Clyde und ich
machten einen Spaziergang auf dem Deich.
Inzwischen war es doch
ziemlich stürmisch geworden und wir mussten uns kräftig gegen den
Wind stemmen.
wo ein Deich ist, dürfen Schafe nicht fehlen |
Wir hatten es nicht eilig und so fuhren
wir noch einen kleinen Umweg zum Eiderstedter Sperrwerk. Eine riesige
Schleuse mit mächtigen Toren. Diese werden bei Sturmflut geschlossen
um das Hinterland vor Überschwemmungen zu schützen, da die
Einmündung der Eider von der Nordsee her ziemlich breit ist. Mein
Vater meinte, es war damals ein Projekt vergleichbar mit Stuttgart 21
- so gross, so aufwendig, so teuer ...
An der Fischbude auf dem Parkplatz
gönnten wir uns noch ein Krabbenbrötchen. Lecker. Wobei Clyde nur
die Nase kraus zog - er hätte wohl lieber ein Stück Fleisch statt
Fisch gehabt.
Husum ließen wir links liegen. Unser
nächstes Ziel Dagebühl. Von hier aus fährt die Fähre zu den
Inseln Föhr und Amrum. Man kann auf der Mole parken und gemütlich
im Auto sitzend den Schiffen zusehen.
Ausserdem gibt es einen schönen
Weg direkt entlang des Wassers. Mein Vater nutzte ersteres, Mum Clyde
und ich natürlich letzteres. Ich hatte Clyde eigentlich versprochen
er dürfe heute Wattwürmer suchen gehen, aber da erstens gerade Flut
war und zweitens eine ziemlich unruhige See, liess ich ihn lieber
nicht ans bzw. ins Wasser. Wäre wohl auch etwas kalt gewesen! Er
hatte auch genug damit zu schaffen gegen den Wind zu laufen. Ich
persönlich liebe Wind. Ich habe dann immer das Gefühl, dass mein
Gehirn mal so richtig durchgeblasen und erfrischt wird. Und nach
einer Weile gewöhnt man sich dran und es ist überhaupt nicht
unangenehm. Auch hat Wind den Vorteil, dass er die Wolken wegbläst
und es kam immer mal wieder die Sonne durch.
So hatte wir uns heute von der Zevener
Waldluft über den Hamburger Stadtmief zu einer frischen Meeresbrise
durchgehangelt. Luftveränderung soll ja gesund sein...
Es war schon fast fünf und Zeit sich
Richtung Nachtquartier aufzumachen. Dies bezogen wir heute in
Stedesand, im Landhotel Deichgraf. Meine Eltern haben hier schon
öfter genächtigt und dank einer Vorreservierung hatten wir auch
zwei Zimmer bekommen, die wir gleich mal bezogen. Ich besorgte mir
noch das Passwort um das WLAN zu nutzen. Nicht nur damit ich meine
Blogbeiträge online stellen kann, sondern auch weil wir noch nach
Hotels für die nächsten Tage schauen wollten ...
Später gab's na klar auch noch
Abendessen. Ich hatte mich schon den ganzen Tag auf Fisch gefreut und
so verspeiste ich eine riesige sehr leckere Scholle. Wie sich das am
Meer eben gehört.
Die viele frische Seeluft heute hatte
mich müde gemacht und kurz nach neun schlummerte ich tief und fest.
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