Die Erinnerung
wirkt wie das Sammlungsglas in der Camera obscura: Sie zieht alles zusammen und
bringt dadurch ein viel schöneres Bild hervor, als sein Original ist. (Schopenhauer)
Heute
führte uns die Fahrt ein wenig durch norddeutsche Landschaften und vor allem
durch die Erinnerungen meines Vaters. Als Kind mit der Mutter und Schwester im
Krieg geflohen, verschlug es die Familie in diese Gegend.
Während wir die
verschiedenen Orte anfahren erzählt mein Vater davon. Ich gebe zu, ich merke mir
nicht jedes Detail, aber das ist wohl auch nicht so wichtig.
Doch spannend
finde ich seine Erzählungen allemal; darüber wie sie gewohnt und gelebt haben,
die Verhältnisse gleich nach dem Krieg und was er als Jugendlicher dann so
unternommen hat. Sicher, es mag nach 60 Jahren etwas verschwommen – oder sogar
verklärt - sein in der Erinnerung, aber ich denke, dass hat die Psyche schon
richtig eingerichtet, uns mehr der schönen, denn der schlimmen Erinnerungen im
Bewussten zu lassen …
Für
uns bedeutet es, dass auf der heutigen Fahrt nicht so sehr viel passiert. Wir
schauen ein paar Häuser an in denen mein Vater lebte (Kiel – Neumünster - Bad
Bramstedt) und den ‚berühmten‘ Kirchturm von Barmstedt (mein Großvater hat ein
Buch geschrieben, dass ‚Der Kirchturm wackelt‘ heißt und von eben dieser
Kleinstadt handelt).
Fotografiert
habe ich somit heute auch hauptsächlich ein paar – meist eher nicht so hübsche
bzw. gewöhnliche - Häuser und Straßenzüge.
Noch
ein wenig weiter in ‚alten Geschichten‘ bleibend, fahren wir in Glückstadt mit
der Fähre über die Elbe von Schleswig Holstein nach Niedersachsen. Durch das so
genannte ‚Alte Land‘ nach Cuxhaven. Nochmal auf die Nordsee schauen. Das heißt
wir sehen die Nordsee gar nicht, da Ebbe ist. Doch erahnen kann man sie am Horizont,
wo die Schiffe sind …
Wegen
des Vatertags sind viele Gruppen, hauptsächlich Jugendliche, mit Leiterwagen
unterwegs. Auch auf der Uferpromenade hier lassen sie jeden lautstark – und
leider meist sehr betrunken - an ihrem Ausflug nebst Musik etc. teilhaben. Nun,
es ist sowieso ziemlich kühl, so verziehen wir uns bald wieder.
Ein Hotel habe
ich in Rotenburg a. d. Wümme gefunden, wo wir noch zu Abend essen und anschließend noch einen
schönen Spaziergang durch die wunderschöne Innenstadt und den Park machen. Als
es dann dunkel wird, gehen wir im Zimmer. Ich versuche noch eine Weile –
erfolglos – für die Nacht von Samstag auf Sonntag in der Nähe von Lahnstein ein
bezahlbares Hotelzimmer zu finden. Entweder zu teuer, zu voll oder der Hund
darf nicht mit … und das Internet hier ist extrem langsam und bricht auch immer
mal wieder ab. Ich bin genervt. Als es nach elf Uhr ist, gebe ich auf und
denke: verschieben wir’s auf morgen …
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