Samstag, 16. Mai 2015

Als die Römer frech geworden ...



Reisen ist die schönste Art zu lernen.

Ich bin so fertig vom Abend, dass ich – für meine Verhältnisse – lange schlafe. Die Betten sind auch äußerst bequem. Aber dennoch setze ich mich morgens dann gleich nochmal an den Laptop und versuche mich erneut in der Hotelsuche bzw. mein Blog online zu stellen. Beides funktioniert nicht wirklich. Also ändern wir kurzerhand nochmal unsere Pläne. Der Rhein muss noch ein wenig auf uns warten, wir bleiben im Sauerland. Ein kurzer Anruf genügt und ich habe eine zweite Nacht im Hotel in Neuenrade gebucht. So können wir dann erstmal in aller Ruhe frühstücken und packen, bevor es wieder losgeht.

Von Rotenburg geht es nun so langsam südwärts, erstes großes Ziel heute ist Minden. Die Straße führt uns an alten Bauernhöfen vorbei, ebenso wie große Gutshöfen, Militärgelände (wovon hier oben recht viel gibt), Spargelfelder, kleine alte stillgelegte Fabriken (in Dörverden sehen wir eine ‚Tanzkontrollerfabrik‘) und viel Grün.
Hier gibt es die Niedersächsische Spargelstraße, Niedersächsische Märchenstraße, Nord-Westfälische Romantikstraße usw. Nun irgendwie muss das Kind ja heißen
Jedenfalls ist alles sehr idyllisch, was in meinem Pilgerführer immer ‚am Ende der Welt‘ hieß.

So langsam ändern sich die Landschaft und die Häuser, wir kommen nach Westfalen. In der Nähe von Minden wird ein Teil des Durchbruchstal der Weser als die Porta Westfalica bezeichnet. Oberhalb davon befindet sich das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Nun und wenn wir schon mal hier sind, dann möchten wir uns das natürlich auch anschauen. Ein bisschen deutsche Geschichte heute und etwas Kulturgut. Die Statue und das Gebäude darum sind beeindruckend. Und natürlich finden wir auch gleich ein Muschelzeichen, der Jakobsweg ist eben überall …

Und so ganz mit Geschichte und Kultur fertig sind wir auch noch nicht. Von hier geht es weiter zum Hermannsdenkmal. Dies ist eine Kolossalstatue in der Nähe von Hiddesen südwestlich von Detmold in Nordrhein-Westfalen im südlichen Teutoburger Wald. Das Denkmal soll an den Cheruskerfürsten Arminius und die sogenannte Schlacht im Teutoburger Wald erinnern, in der germanische Stämme unter Führung von Arminius (Lateinisch, auf Deutsch: Hermann, Armin und auch Irmin Alt-Niederdeutsch) den römischen Legionen unter Publius Quinctilius Varus im Jahre 9 eine entscheidende Niederlage beibrachten. Mit einer Figurhöhe von 26,57 Metern und einer Gesamthöhe von 53,46 Metern ist es die höchste Statue Deutschlands und war von 1875 bis zur Erbauung der Freiheitsstatue 1886 die höchste Statue der westlichen Welt. 

Dieses Denkmal scheint ziemlich beliebt zu sein und es ist sehr viel los. Das Wetter spielt mit – blauer Himmel, Sonnenschein und Frühlingstemperaturen. Und hier gibt es ein Restaurant, bzw. mehrere, Souvenirshops und im Wald einen Klettergarten …. Gleichwohl es hier recht voll ist und ich normalerweise solche Menschenmassen nicht unbedingt mag, imponiert mir das Standbild von Hermann dem Cherusker. Man kann kaum hinaufsehen.
Das schöne Wetter ausnutzend, gönnen wir uns in der Sonne sitzend noch ein Eis bevor wir weiterfahren.

Zunächst Richtung Paderborn. Ab da lassen wir uns wieder von dem Navi auf meinem Handy leiten. Ich habe dieses auf ‚Autobahn vermeiden‘ eingestellt, so findet man meist die schönere Strecke. Vor allem dann, wenn ich meinem Vater zu früh sage, dass der abbiegen soll. Der Navi berechnet schnell eine neue Strecke, die uns dann so richtig durch das Hinterland führt. Deutschland hat wirklich viele schöne Landschaften zu bieten.

Gegen sechs sind wir in Neuenrade beim Hotel angekommen. Eine freundliche Begrüßung und große moderne Zimmer mit Balkon, was will man mehr. Abendessen gibt es im hauseigenen Restaurant. Der Koch hier versteht etwas von seinem Handwerk, das Essen ist richtig gut.
So gesättigt machen Klaus und ich mit Clyde noch einen Abendspaziergang. Gleich hinter dem Hotel geht es (ziemlich steil) einen Berg rauf – wird aber mit einer tollen Aussicht belohnt. Was ich richtig klasse finde, es ist fast halb zehn und noch nicht dunkel. Alles ist gut.

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