»Dieses ganze
Schreiben ist nichts als die Fahne des Robinson auf dem höchsten Punkt der
Insel.« (Franz Kafka)
Heute
steht ein Tagesausflug nach Sylt an. Und da es doch ein ganzes Stück zum Fahren
ist, heißt es etwas früher aufstehen und frühstücken. Hier im Deichgraf ist dieses
etwas kleiner und gemütlicher, aber – vor allem da man uns kennt – familiärer.
Das Frühstück lässt es dann auch an fast nichts fehlen, es gibt Rührei und
Brötchen, Marmelade, Käse, Wurst, verschiedene Brotaufstriche und Müsli. Mir
persönlich fehlt nur das Nutella. Mein Standardfrühstück zuhause ist ja Müsli,
aber wenn ich im Urlaub bin, in Hotels, dann mag ich gerne frische Brötchen mit
Nutella. Aber, ich denke es wir auch ohne gehen, solange es nur genug Kaffee
gibt.
Um
halb neun sind wir fertig und fahren los. Zunächst einmal nordwärts. Es scheint
mir fast, dass das Land noch flacher wird, was aber gar nicht möglich ist.
Dänemark
ist zwar nicht in der Eurozone, aber dennoch Teil des Schengener Abkommens und
somit entfallen die Grenzkontrollen. Wären nicht die Straßenschildern hier rot
auf weiß (klar die dänischen Nationalfarben) und natürlich in Dänisch und alles
noch ein wenig einsamer, würde man kaum merken, dass man in einem anderen Land
ist.
Nach
ca. 1 Stunde Fahrt erreichen wir die vorgelagerte Insel Rømø und den Hafen
Harnevby. Von hier legt die Fähre nach Sylt ab. Unser Timing ist gut. Ohne
genaue Kenntnis des Fahrplans, sind wir los. Irgendwie meinte ich mich an etwas
mit 11 Uhr zu erinnern. Nun zum Glück sind wir früher dran, denn die Fähre legt
bereits um 10:25 ab.
Die
Überfahrt dauert nur eine knappe Stunde, was für ein Kaffee reicht (ich habe
das Gefühl ich hatte am Morgen zu wenig davon) und ist wenig spektakulär. Aber
schön. Der frische Wind weht uns um die Nase und der Himmel klart zusehends
auf. Das Meer, die Sandbänke und nicht so viele Menschen an Bord. Und List
begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein.
Der
erste Halt ist wie immer der Friedhof. In meinen Augen einer der schönsten die
ich kenne. Gelegen zwischen den Dünen, mit viel Heckenrosen und kleinen
windschiefen Bäumen, strahlt er eine ruhige Gelassenheit auf mich aus. Wie
schon in Hamburg, so rupfe ich ein wenig Unkraut (wobei sich dies hier ob der
Witterung und mangels gutem Boden sehr in Grenzen hält) und platziere die
mitgebrachten Blumen. Dann sitzen wir eine Weile auf der Bank in der Sonne.
Mein Vater raucht zu Ehren seines Vaters eine Zigarre und erzählt alte
Geschichten.
Zu
einem Tag auf Sylt gehört ganz klar auch der Besuch des Lister Hafen und hier
im Besonderen ein Krabbenbrötchen von Gosh. Als wir vor 30 oder mehr Jahren
hier in List bei meiner Oma immer zu Besuch waren, war dies wirklich noch ein
kleiner Fischimbiss. Heute gehört Herrn Gosh sozusagen der ganze Hafen. Ist
vielleicht nicht mehr so urig, aber hübsch, gemütlich und die Fischbrötchen
sind auch lecker.
Also ich muss sagen, früher war nicht alles besser. Ich meine,
wenn die Fischkutter im Hafen anlegen und man die Krabben so direkt von ihnen
kaufen kann (was wir als Kinder getan haben) hat das sicher eine gewisse
Romantik. Aber wenn diese – also die Krabben – schon gepult auf einem Brötchen
liegen mit ein bisschen Hummersauce drauf, ist es viel weniger anstrengend in
den Genuss zu kommen. Es ist noch keine Saison, trotzdem sind schon recht viele
Leute hier unterwegs. Mir fällt – vielleicht nicht ganz passend, aber … - ein
Zitat ein, dass ich mal irgendwo gelesen habe: »Immer mehr Menschen sehnen sich nach einer einsamen Insel – für
Kurzurlaub.«
Später
laufen Mami, Klaus und ich ein ganzes Stück am Strand entlang. Das heißt Mami
läuft oben auf dem geteerten Weg, wir anderen unten im Sand. Clyde hat einen
riesen Spaß im Watt ein paar schnelle Runden zu drehen. Allerdings stellt er
schnell fest, als er es probiert, dass Salzwasser nicht sehr schmackhaft ist.
Mein
Vater ist inzwischen mit dem Auto vorgefahren und wartet auf uns an der
vereinbarten Ecke. Ich glaube dieser Edeka-Laden ist schon immer hier,
zumindest gab es an dieser Stelle immer einen Kaufmann. Gegenüber die kleine
Minigolf-Anlage und der Süderhörn. Manches bleibt eben auch hier wie es immer
war.
Die
Insel ist ja nicht so besonders riesig, hat aber dennoch ein bisschen mehr zu
bieten als nur List und so ist der nächste Halt Westerland. Hier in der
Friedrichstraße gibt es einen Teeladen, in dem mein Dad immer seine spezielle ‚Grüner
Tee-Mischung‘ holt. Noch ein bisschen auf den Weststrand schauen. Allerdings
ist betreten nur mit Kurkarte erlaubt und das ist es uns dann doch nicht wert.
Was mir auffällt, ist das es hier besonders viele Menschen mit Hunden zu geben
scheint. Clyde kommt aus dem Bellen gar nicht mehr raus und wird am Abend
sicher heiser sein.
Als
wir letztes Jahr die Insel besuchten, hatte es am Nachmittag angefangen zu
regnen, was den Besuch etwas verkürzte. Heute dagegen strahlt die Sonne und es
ist T-Shirt-Wetter. Okay, nicht für mich, da ich immer etwas verfroren bin,
aber alle anderen sind schon sehr sommerlich angezogen. Wir beschließen noch
weiter an die Südspitze der Inseln nach Hörnum zu fahren. Und da, wie erwähnt,
die Sonne von einem strahlend blauen Himmel scheint laufen wir auch hier ein
Weile am Strand spazieren. Fotografieren den berühmten Leuchtturm und genießen
einfach ein wenig das Insel-Sonne-Meer-und-Strand-Urlaubsgefühl.
Irgendwann
geht aber auch der schönste Tag zu Ende und es ist Zeit an die Rückfahrt zu
denken. Diese dann nicht mit der Fähre, sondern per Zugverladung über den
Hindenburgdamm nach Niebüll. Und wieder ist unser Timing gut und wir müssen nur
weniger als eine viertel Stunde warten. Und schon geht es los. Etwas ruckelig
das Ganze, aber es hat doch was, so oben auf dem Zug, gemütlich im Auto
sitzend, die Landschaft zu betrachten. Felder und Kühe, blühender Raps und
viele Windmühlen. Die deutsche Bahn streikt nicht und ist sogar pünktlich. Ein
schöner Tagesabschluss.
Noch
ein kurzer Halt bei Aldi um unsere Wasservorräte aufzufüllen, und dann ins
Hotel. Im hauseignen Restaurant gibt es noch Abendessen. Ich bestelle heute ein
Rumpsteak. Das hatte ich Clyde versprochen. Denn immerhin ist heute sein
Geburtstag – er wird 12 – und ich teile mit ihm. Wahrscheinlich wird er jetzt
sein Hundefutter gar nicht mehr essen wollen.
Müde
von der vielen guten Nordseeluft fallen wir ins Bett. Ich habe nicht mal mehr
Lust zu schreiben und verschiebe das getrost auf den Morgen …
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