»Weilt der Gast
auch nur kurze Zeit, so sieht er doch viel.« (Sprichwort)
Ich
habe richtig gut geschlafen. Allerdings irgendwelche seltsamen Dinge geträumt,
die sich am Morgen schon wieder aus meinem Bewusstsein verflüchtigt hatten.
Aber ich bin gefühlt erfrischt aufgewacht und das zählt. Ein guten Frühstück ist
ein guter Urlaubstagbeginn, also kräftig reinhauen. Okay, nach dem guten und
vielen Essen gestern habe ich das Gefühl immer noch satt zu sein und so kann
ich das reichhaltige Angebot gar nicht recht nutzen.
Bei
uns steht ein bisschen Sight-Seeing an. Das heißt für Klaus und mich. Mami und
Daddy gehen – bzw. fahren – heute ihre eigenen Wege. Gegen 10.00 Uhr holt Hans
uns ab und los geht es zu einer Besichtigungstour in und um Kiel.
Die
Hafenanlagen, nebst Teilen der Innenstadt sind ja gesperrt, aber entlang der
Kieler Förde lässt man uns in Ruhe. Erstmal geht es mit einer Fähre über den
Nord-Ostsee-Kanal. Ist wirklich witzig die paar Meter zu shippern, aber klar,
eine Brücke bauen wäre gar nicht so einfach. Fahren hier doch durchaus recht
große Containerschiffe durch. Immerhin ist dies die meistbefahrene künstliche
Wasserstraße der Welt. Sie verbindet die Nordsee (Elbmündung) mit der Ostsee
und erspart der internationalen Schifffahrt den bis zu etwa 800 Kilometer
längeren Weg um die Halbinsel Jütland durch Skagerrak und Kattegat. Hans
erzählt, dass hier im Jahr rund 35.000 Schiffe Kanal und Förde passieren.
Die
Hochbrücke (über den gleichen Kanal) und die Schleusen kann man heute leider
nicht besichtigen aus erwähnten Gründen (Straßensperre).
Im
Jahre 1972 war Kiel Austragungsort der Segelwettbewerbe zu den Olympischen Spielen und in Schilksee
wurde zu diesem Zweck ein Olympiazentrum mit Unterkünften und Hafen angelegt. Viel
zu sehen gibt es allerdings nicht, außer ein paar nicht ganz so hübschen
70er-Jahre Bauten. Aber der Blick auf die Förde und Ostsee ist schön.
Wir
fahren weiter entlang der Kieler Förde bis dorthin wo sie am schmalsten ist.
Hier laufen wir ein Stück auf dem Deich spazieren und Hans erklärt uns allerlei
was so rechts und links zu sehen ist. Clyde freut sich und tobt ein bisschen am
Strand entlang. Aber immer so, dass er uns nicht aus den Augen verliert – nicht
das wir ihn vielleicht vergessen könnten.
Hans
kutschiert uns durch eine wunderschöne Landschaft, verschlafene Orte und gelbe
Rapsfelder, Bauernhöfe und kleine Laubwälder.
Bei
einem Besuch in Kiel darf ‚Laboe‘ nicht fehlen. Hier steht ein „Turm“ (immerhin
72 Meter hoch), den wir nun schon von ganz weit weg und näher dran gesehen
haben. Es handelt sich um das Marine-Ehrenmal, das als Gedenkstätte für die im
Ersten Weltkrieg gefallenen deutschen Marinesoldaten errichtet worden ist.
Später kam das Gedenken an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Angehörigen der
Kriegsmarine hinzu. Seit der Übernahme durch den Deutschen Marinebund am 30.
Mai 1954 erinnert das Ehrenmal an die auf den Meeren gebliebenen Seeleute aller
Nationen und mahnt eine friedliche Seefahrt auf freien Meeren an.
Während
Hans auf Clyde aufpasst, machen Klaus und ich uns auf, die über 341 Stufen zu
erklimmen. Immerhin kann ich inzwischen schon hier raufsteigen. Früher mit
meiner schlimmen Höhenangst hätte das nie geschafft. Aber ein bisschen mulmig
ist mir schon. Und es ist ein wenig unheimlich, da der Wind um den Turm pfeift
und ich habe ständig das Gefühl, alles schwankt. Die Oberkante der Brüstung
befindet sich 85 Meter über dem Meeresspiegel der Ostsee und hier wird man für
die Mühen des Aufstiegs mit einer fantastischen Aussicht über das Land belohnt.
Runter
nehme ich den Fahrstuhl, denn der Blick nach unten in die Tiefe ist dann doch
nicht so ganz meins. Klaus läuft.
Unterhalb
des Denkmals kann man ein ausrangiertes U-Boot besichtigen. Da ich noch nie
einem U-Boot war und es nur aus Filmen kenne, will ich dieses anschauen. Alles
ist sehr eng und ich möchte mir gar nicht vorstellen hier drin 10 m unter
Wasser zu sein (schon der Gedanke macht mich klaustrophobisch).
Wir
touren noch ein bisschen weiter über Land und durch und Stadt. Und gegen drei
liefert Hans und dann wieder am Hotel ab. Ein rundum gelungene Rundfahrt. Es
ist einfach schön wenn man jemanden vor Ort kennt und somit ein paar Informationen,
die nicht so tourimäßig sind zu hören.
Wir
gehen einen Kaffee trinken und dann ins Zimmer. Ich muss noch für die nächsten
Tage Hotels finden, was ob des Feiertages gar nicht so einfach ist. Kurzfristig
beschließen wir unsere ursprünglichen Pläne zu ändern und nun doch durch den
Westen und nicht den Osten Deutschlands zu fahren.
Als
meine Eltern dann auch wieder da sind, gibt es noch Abendessen im hoteleigenen
Restaurant mit Portionen, die selbst Klaus als Vielesser kaum schafft. Danach
können wir nur noch müde von der Seeluft und dem guten Essen in die Betten
fallen.
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