Mittwoch, 13. Mai 2015

Kiek mol wedder in!



»Weilt der Gast auch nur kurze Zeit, so sieht er doch viel.« (Sprichwort)

Ich habe richtig gut geschlafen. Allerdings irgendwelche seltsamen Dinge geträumt, die sich am Morgen schon wieder aus meinem Bewusstsein verflüchtigt hatten. Aber ich bin gefühlt erfrischt aufgewacht und das zählt. Ein guten Frühstück ist ein guter Urlaubstagbeginn, also kräftig reinhauen. Okay, nach dem guten und vielen Essen gestern habe ich das Gefühl immer noch satt zu sein und so kann ich das reichhaltige Angebot gar nicht recht nutzen.

Bei uns steht ein bisschen Sight-Seeing an. Das heißt für Klaus und mich. Mami und Daddy gehen – bzw. fahren – heute ihre eigenen Wege. Gegen 10.00 Uhr holt Hans uns ab und los geht es zu einer Besichtigungstour in und um Kiel.

Die Hafenanlagen, nebst Teilen der Innenstadt sind ja gesperrt, aber entlang der Kieler Förde lässt man uns in Ruhe. Erstmal geht es mit einer Fähre über den Nord-Ostsee-Kanal. Ist wirklich witzig die paar Meter zu shippern, aber klar, eine Brücke bauen wäre gar nicht so einfach. Fahren hier doch durchaus recht große Containerschiffe durch. Immerhin ist dies die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Sie verbindet die Nordsee (Elbmündung) mit der Ostsee und erspart der internationalen Schifffahrt den bis zu etwa 800 Kilometer längeren Weg um die Halbinsel Jütland durch Skagerrak und Kattegat. Hans erzählt, dass hier im Jahr rund 35.000 Schiffe Kanal und Förde passieren.
Die Hochbrücke (über den gleichen Kanal) und die Schleusen kann man heute leider nicht besichtigen aus erwähnten Gründen (Straßensperre).

Im Jahre 1972 war Kiel Austragungsort der Segelwettbewerbe  zu den Olympischen Spielen und in Schilksee wurde zu diesem Zweck ein Olympiazentrum mit Unterkünften und Hafen angelegt. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht, außer ein paar nicht ganz so hübschen 70er-Jahre Bauten. Aber der Blick auf die Förde und Ostsee ist schön.

Wir fahren weiter entlang der Kieler Förde bis dorthin wo sie am schmalsten ist. Hier laufen wir ein Stück auf dem Deich spazieren und Hans erklärt uns allerlei was so rechts und links zu sehen ist. Clyde freut sich und tobt ein bisschen am Strand entlang. Aber immer so, dass er uns nicht aus den Augen verliert – nicht das wir ihn vielleicht vergessen könnten.

Hans kutschiert uns durch eine wunderschöne Landschaft, verschlafene Orte und gelbe Rapsfelder, Bauernhöfe und kleine Laubwälder.

Bei einem Besuch in Kiel darf ‚Laboe‘ nicht fehlen. Hier steht ein „Turm“ (immerhin 72 Meter hoch), den wir nun schon von ganz weit weg und näher dran gesehen haben. Es handelt sich um das Marine-Ehrenmal, das als Gedenkstätte für die im Ersten Weltkrieg gefallenen deutschen Marinesoldaten errichtet worden ist. Später kam das Gedenken an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Angehörigen der Kriegsmarine hinzu. Seit der Übernahme durch den Deutschen Marinebund am 30. Mai 1954 erinnert das Ehrenmal an die auf den Meeren gebliebenen Seeleute aller Nationen und mahnt eine friedliche Seefahrt auf freien Meeren an.

Während Hans auf Clyde aufpasst, machen Klaus und ich uns auf, die über 341 Stufen zu erklimmen. Immerhin kann ich inzwischen schon hier raufsteigen. Früher mit meiner schlimmen Höhenangst hätte das nie geschafft. Aber ein bisschen mulmig ist mir schon. Und es ist ein wenig unheimlich, da der Wind um den Turm pfeift und ich habe ständig das Gefühl, alles schwankt. Die Oberkante der Brüstung befindet sich 85 Meter über dem Meeresspiegel der Ostsee und hier wird man für die Mühen des Aufstiegs mit einer fantastischen Aussicht über das Land belohnt.
Runter nehme ich den Fahrstuhl, denn der Blick nach unten in die Tiefe ist dann doch nicht so ganz meins. Klaus läuft.

Unterhalb des Denkmals kann man ein ausrangiertes U-Boot besichtigen. Da ich noch nie einem U-Boot war und es nur aus Filmen kenne, will ich dieses anschauen. Alles ist sehr eng und ich möchte mir gar nicht vorstellen hier drin 10 m unter Wasser zu sein (schon der Gedanke macht mich klaustrophobisch).
 
Wir touren noch ein bisschen weiter über Land und durch und Stadt. Und gegen drei liefert Hans und dann wieder am Hotel ab. Ein rundum gelungene Rundfahrt. Es ist einfach schön wenn man jemanden vor Ort kennt und somit ein paar Informationen, die nicht so tourimäßig sind zu hören.

Wir gehen einen Kaffee trinken und dann ins Zimmer. Ich muss noch für die nächsten Tage Hotels finden, was ob des Feiertages gar nicht so einfach ist. Kurzfristig beschließen wir unsere ursprünglichen Pläne zu ändern und nun doch durch den Westen und nicht den Osten Deutschlands zu fahren.

Als meine Eltern dann auch wieder da sind, gibt es noch Abendessen im hoteleigenen Restaurant mit Portionen, die selbst Klaus als Vielesser kaum schafft. Danach können wir nur noch müde von der Seeluft und dem guten Essen in die Betten fallen.

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