Samstag, 9. Mai 2015

Immer nordwärts ...



Alle Menschen sind gleich, nur fahren die einen mit Chauffeur, die anderen fahren selbst. (Paul Mommertz)

Da wir doch eine ziemliche Strecke zum Fahren vor uns haben, wollen wir beizeiten los. Das bedeutet: nicht bis in die Puppen im Bett liegen. Mir als Frühaufsteher macht das nicht so viel aus, aber Clyde und Klaus tun sich da etwas schwer. Ich bin gnadenlos und sie schaffen es dann doch auch aus dem Bett.


Ohne Frühstück geht gar nicht und so gehe ich beim morgendlichen Spaziergang mit Clyde beim Bäcker vorbei. Noch ein paar Brezeln für unterwegs und dann die Reste aus dem Kühlschrank vernichten. Und, der frühe Vogel braucht viel Kaffee.
Ich freue mich, dass ich in den nächsten Tagen das Frühstück sozusagen serviert bekomme.

Clyde bleibt die ganze Zeit in meiner Nähe, dass ich ihn auch ja nicht vielleicht aus Versehen vergesse – nun, wie könnte ich?

Noch letzte Hand anlegen und die Taschen bzw. den Koffer zu machen und wir sind abfahrtbereit. Um kurz nach neun holt mein Dad uns ab und los geht es, direkt auf die Autobahn. Die ist zwar recht voll, aber erfreulicherweise kommen wir problemlos über das Stuttgarter Kreuz und fahren bald Richtung Heilbronn, Würzburg.

Nach ca. 1 ½ Stunden ist dann der morgendliche Kaffee durchgelaufen und es ist Zeit für die erste PP (Pinkelpause). Clyde darf auch noch sein Bein heben und bei der Gelegenheit (Autobahnraststätte) werden gleich die „Bons“ vom Toilettenautomat (ich habe noch welche von der letzten Fahrt und es haben sich inzwischen ca. 6 Euro angesammelt) im Tankstellenshop in Essbares umgewandelt. Das heißt Klaus braucht Süßigkeiten und ich ne Cola.

Als dann das erste Mal ‚Kassel‘ angeschrieben steht, fühlt es sich schon fast ‚nordisch‘ an, wobei wir da immer noch in Bayern sind.
Es sind doch recht viele Autos unterwegs, aber es läuft und das ist schließlich die Hauptsache. Ich mache Notizen und Bilder um mir die Zeit zu vertreiben, Klaus ist da eher der ‚ich glaub ich ess noch was‘. Clyde nimmt alles gelassen und liegt zu meinen Füssen und schläft.

Wir fahren an Rasthöfen und Dörfern vorbei, Wiesen und Wälder. Besonders schön sind die gelbblühenden Rapsfelder. Ein echter Farbtupfer im sonstigen Grün.

Es läuft gut und mir scheinen die Kassler Berge heute gar nicht so bergig. Mir fällt ein altes Truck-Stop Lied ein (mein Vater war früher Countrymusik Fan und wir haben das ziemlich oft gehört) in dem es heißt „Sogar die Kassler Berge sind heut‘ platt“ …
Doch dann läuft es plötzlich doch nicht mehr so gut. Gleich hinter Göttingen geraten wir in einen Stau. So ein Smartphone hat ja durchaus was und ich google mal die aktuellen Staumeldungen. Tatsächlich ein ca. 10 km langer Stau vor uns. Nun, jetzt können wir nicht mehr anders fahren und so üben wir uns in Gelassenheit und versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Zum Beispiel in dem wir über die anderen Autofahrer lästern oder mehr oder minder schlaue Kommentare zum Geschehen abgeben. 
Und wieder fällt mir ein altes Lied aus unser Wohnmobilzeit ein … wir (unsere siebenköpfige Familie) hatten damals die Regelung, dass jeder sich reih um eine Kassette (das sind die Dinger, die sich so gerne im Abspielgerät verheddert haben und dann mühselig wieder aufgerollt werden mussten) raussuchen durfte. Mein Vater war nicht nur Countryfan, sondern hatte auch mehrere Mike Krüger Kassetten. Da wir unsere Musikwünsche erfüllt bekamen, mussten wir eben auch dies anhören. Mike Krüger also, hatte ein Lied über die ‚Stauer‘ und ein Satzt heißt: „Wenn man so was erleben will, dann darf man nicht spar’n, dann muss man Samstag fahr’n, wenn alle fahr’n.“ … ich ergänze im Geist: und wenn die Baustellen saublöd gleich nach einer Straßenverengung kommen und es innerhalb von 2 km erst auf zwei und dann auf eine Spur geht. Über eine Stunde rücken wir so im Schritttempo vorwärts und irgendwann macht es auch keinen Spaß mehr. Aber da sind wir dann zum Glück durch.

Die Landschaft verändert sich hier doch schon merklich und alles wird etwas flacher. Und als wir dann nach Hildesheim den letzten Berg runterfahren, liegt die Ebene vor uns. Ein schöner Anblick, immer wieder.
Und überall stehen Windräder. Ich persönlich finde sie nicht so hässlich, wie viele sagen. Allemal besser als Atomstrom. Schade nur dass sich so viele Politiker dagegen wehren …

Gegen halb sechs kommen wir dann in Zeven an. Meine Geburtsstadt. Gelebt haben wir hier zwar nicht so lange, aber so ein bisschen fühle ich mich doch verbunden. 
Übernachtet wird bei Paulsen, wie immer, wenn es noch Zimmer gibt. Heute kein Problem, ich habe reserviert. Man kennt uns und wir bekommen ohne große Formalitäten unsere Zimmerschlüssel.

Erstmal ankommen und dann eine Runde raus gehen. Clyde braucht unbedingt einen Spaziergang und auch ich finde es, nach so einem Tag im Auto sitzen, angenehm die Beine zu bewegen.
Im Zevener Stadtpark sehe ich es dann. Irgendwie läuft unsereiner doch immer sehr zielgerichtet  auf die Zeichen zu – eine gelbe Muschel auf blauen Grund. Durch Zeven führt die Via Baltica – ein Teil des Jakobsweges – und wir folgen den gelben Pfeile für ein Stück durch den Stadtwald. Schön! Inzwischen habe ich herausgefunden, dass es hier sogar eine Pilgerherberge gibt. Für meine doch schon etwas betagteren Eltern ist das aber nichts mehr und so bleiben wir bei der Unterkunft im Hotel.

Wieder in eben jenem gibt es erst für Clyde Abendessen und dann für uns. So gesättigt senkt sich bald die Müdigkeit über alle und wir freuen uns über die frisch gemachten Betten im Hotelzimmer …

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